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Köln, den 28. 4. 97

Lieber Nam June Paik,

1976 im Kölnischen Kunstverein war ich einer der jungen Leute, die Ihre Ausstellung aufbauten. So ganz jung war ich schon nicht mehr, ich wurde gerade 30 und machte diesen Job einerseits, um meine Miete zahlen zu können, andererseits als Kunststudium vor Ort. Alle sechs Wochen hatte ich die Möglichkeit, die Werke eines anderen Künstlers, der von Wulf Herzogenrath sorgfältig ausgesucht wurde, zu studieren, und gleichzeitig das Privileg, den jeweiligen Künstler kennenzulernen. Für mich persönlich war das Paik-Semester einer der Höhepunkte, und voller Begeisterung beobachtete ich, wie Sie mit einem Magneten einen Bildschirm verzauberten. Dies hinterließ bei mir einen so starken Eindruck, daß ich gleich versuchte, einen annähernden Effekt innerhalb meiner Arbeit zu erreichen. Schon damals arbeitete ich mit Tusche und Wasser, und hatte nun die Bedingungen zu stellen, unter denen ein vergleichbarer Vorgang auf aquadynamischem Wege zu erreichen ist. So entstanden 48 Tuscheblätter, die ich nun nach 21 Jahren, nachdem sie volljährig sind, zu einem Buch zusammenstellen möchte. Ohne den Anstoß, den Sie damals gaben, würde es keinen Sinn machen, und deshalb möchte ich Sie um die Erlaubnis bitten, ein Foto Ihrer Installation vorausschicken zu dürfen. Ich hätte dann die Möglichkeit, mich demnächst mit einem schönen Buch bei Ihnen zu bedanken.

Mit freundlichen Grüßen an Sie und Shigeko Kubota

Paul Heimbach