Basisfarben Berlin, Mai 2002, Text: Peter Baatz:
Paul Heimbach "Basisfarben"

In der Schule haben wir gelernt, dass die Optik ein Teilbereich der Physik ist. Da gab es die drei Grundfarben Blau, Rot und Gelb mit ihren Komplementärfarben Orange, Grün, und Violett. Mischt man die Grundfarben, so bekommt man Schwarz. In der Fotografie oder bei Lichtprojektionen summieren sich die Komplementärfarben zu Weiß.
Gelernt haben es die meisten von uns, vorstellen konnten sich das nur wenige. Zu denen, die davon eine klare Vorstellung haben, gehört der Kölner Maler Paul Heimbach. Er arbeitet seit langem mit Farbschichtungen, in denen er nur die Grundfarben benutzt - sei es in Bildern und Zeichnungen, Büchern oder Objekten.

Neben den Farben sind Zahlen und Systeme die Themen, mit denen er sich hauptsächlich befasst; zum Beispiel magische Quadrate, in denen er die Binärstellen der Zahlen den Grundfarben zuordnet. Oder sein Buch „die Farbe – und nichts als die Farbe“. Hier lässt er durch den Verlauf der drei Grundfarben von Schwarz nach Weiß 64 Farbkombinationen entstehen die der Betrachter durch Drehen der beigelegten Farbfolien selbst nachvollziehen kann. Im vorigen Jahr schuf Paul Heimbach seinen „Farbzeiger“ – eine Wanduhr, deren Zeiger Folien bewegen und so alle zwölf Stunden von schwarz über alle Farbnuancen wieder hin zur Ausgangsfarbe wandern.

Jetzt entstand als Auflage eine Klappkarte mit dem Titel "Basisfarben". Wird sie geöffnet, entfaltet sich ein kleines Objekt aus glasklarer Folie. Hält man es exakt in Augenhöhe, so sieht man auf einer Seite die drei Grundfarben, auf der anderen Seite die jeweiligen Komplementärfarben doch von den Ecken aus betrachtet addieren sich die Farben und werden neutalisiert. Schon mit der kleinsten Verschiebung beginnt ein faszinierendes Farbenspiel. Unter – oder über – den Quadraten erscheinen weitere Flächen. Plötzlich scheint das Objekt aus drei Würfeln zu bestehen. Diese virtuellen Flächen wechseln mit jeder Drehung ihre Farben. Man ist versucht, den Finger zwischen die Folien zu stecken, um sich zu überzeugen, dass die Sinne getäuscht werden.

Der Berliner Künstler Hans Peter Trauschke lud jetzt seinen Kölner Kollegen ein, die "Basisfarben" in Berlin in einer ganz anderen Dimension zu realisieren. Das Objekt wird dort aus zwölf Farbflächen, jede einen Quadratmeter groß, als drei Meter hoher Turm im Artcube auf dem Walter-Benjamin-Platz zu sehen sein.